Innovation in Deutschland 2025
Wo wir stehen – und wo es hakt
Deutschland gilt als Innovationsstandort. Aber ist das noch wahr? Ein Blick auf die aktuellen Zahlen zeigt: Wir investieren mehr denn je, aber bei der Umsetzung hapert es gewaltig. Während andere Länder ihre Ideen schnell auf den Markt bringen, übersetzen wir Wissen zu langsam in Wertschöpfung.
Rekordsummen – aber was kommt dabei raus?
2023 gaben deutsche Unternehmen 203,4 Milliarden Euro für Innovation aus – so viel wie nie zuvor. Das ist ein Plus von 6,6 Prozent zum Vorjahr. Kleine und mittlere Unternehmen investierten allein 32,6 Milliarden Euro.
Aber: Im internationalen Innovationsindikator 2025 verharrt Deutschland auf Platz 12. Die Schweiz, Singapur und Dänemark führen. Die USA, Großbritannien und Frankreich holen auf. Deutschland tritt auf der Stelle.
Das Kernproblem: Wir sind Weltspitze in der Forschung, aber nur Mittelmaß bei der wirtschaftlichen Verwertung. Die Kommerzialisierungseffizienz liegt bei 61 Prozent – während die Wissensgenerierung bei 100 Prozent liegt. Kurz: Wir entwickeln brillante Ideen, bringen sie aber zu langsam auf den Markt.
Wo Deutschland schwächelt
Die Schwachstellen sind klar: Bei digitaler Hardware liegt Deutschland auf Rang 7, bei digitaler Vernetzung auf Rang 10 und in der Biotechnologie nur auf Rang 15. Die Digitalisierung von Produkten und Dienstleistungen bleibt hinter dem internationalen Niveau zurück.
Besonders kritisch: Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung am Standort entwickeln sich weniger dynamisch als in anderen Nationen. Bei transnationalen Patenten und der Wertschöpfung in Hochtechnologiebranchen schneiden wir schwach ab.
Auch bei der Nachhaltigkeit gibt es einen Rückschlag: Deutschland ist im Nachhaltigkeitsindex von Platz 3 auf Platz 7 abgestürzt. China hingegen klettert von Rang 20 auf Rang 5.
Was Politik und Unternehmen tun müssen
Deutschland muss nicht mehr investieren – sondern besser. Die vorhandenen Mittel müssen effizienter genutzt werden. Das bedeutet: Wissen schneller in Wertschöpfung überführen, Technologietransfer verbessern, mehr Wagniskapital für Scale-ups bereitstellen und Bürokratie abbauen.
BDI-Präsident Peter Leibinger bringt es auf den Punkt: „Wir müssen uns Großes zutrauen, nur so entfachen wir neue Innovationsdynamik.“ Er fordert eine klare Priorisierung in der Innovationspolitik, ambitionierte Roadmaps und einen integrierten europäischen Kapitalmarkt.
Bundesforschungsministerin Dorothee Bär betont die strategische Rolle von Forschung und Technologie für den Wirtschaftsstandort und kündigt massive Investitionen in Forschung und Entwicklung an.
Unternehmen müssen Innovation systematischer angehen. Studien zeigen: Firmen mit strukturierten Innovationsprozessen sind 54 Prozent häufiger profitabel. Doch 86 Prozent der Führungskräfte im Mittelstand sehen ungenutztes Innovations- und KI-Potenzial – handeln aber nicht. Produktivität könnte um bis zu 20 Prozent steigen.
Ein weiteres Problem: fehlendes Know-how. 79 Prozent der Unternehmen geben an, dass ihnen die nötigen KI-Kompetenzen fehlen. 27 Prozent kennen nicht einmal konkrete Einsatzbereiche für KI.
Wie KI Innovation beschleunigt
Künstliche Intelligenz ist ein massiver Beschleuniger. Unternehmen, die KI einsetzen, generieren bis zu fünfmal mehr Ideen. Berater mit KI-Tools liefern 40 Prozent höhere Qualität und arbeiten 25 Prozent schneller. Entwicklungszeiten sinken um bis zu 70 Prozent.
KI hilft in allen Phasen des Innovationsprozesses: bei der Recherche, bei der Ideenfindung, beim Prototyping, beim Testen. Tools wie ChatGPT, Perplexity oder Claude entlasten Teams bei zeitaufwendigen Aufgaben und schaffen Raum für Kreativität. Sie machen Innovation schneller, günstiger und zugänglicher.
Aber: KI ersetzt keine guten Ideen. Sie bringt sie nur schneller in die Welt. Die Kreativität, das strategische Denken, die Kundenkenntnis – das bleibt menschlich.
Was Unternehmen jetzt tun sollten
Erstens: Teams schulen. 95 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen sehen dringenden Weiterbildungsbedarf für effiziente KI-Nutzung. Seit Februar 2025 schreibt der EU AI Act KI-Schulungen ohnehin vor.
Zweitens: Innovationsprozesse strukturieren. Unternehmen brauchen ein klares Framework – von der Zieldefinition über Recherche und Ideenfindung bis zum Prototyping und Testen.
Drittens: Mutig sein. Innovation braucht Experimentierfreude und die Bereitschaft, Fehler zu machen. Wer zu lange wartet, verliert den Markt.
Ausblick auf 2026
Für 2026 rechnen Wirtschaftsforschungsinstitute mit moderatem Wachstum zwischen 0,8 und 1,7 Prozent. Das ifo Institut sieht die zentrale Herausforderung in der langsamen Anpassung an den Strukturwandel: „Die deutsche Wirtschaft passt sich durch Innovationen und neue Geschäftsmodelle nur langsam und kostspielig an. Zusätzlich werden Unternehmen durch bürokratische Hürden und veraltete Infrastruktur behindert.“
Die gute Nachricht: Die Investitionstätigkeit soll 2026 deutlich anziehen – besonders bei Ausrüstungsinvestitionen wird ein Zuwachs von 7,1 Prozent erwartet. Staatliche Infrastrukturinvestitionen und verbesserte Finanzierungsbedingungen könnten zusätzliche Impulse geben.
Die entscheidende Frage für 2026 bleibt: Schaffen wir es, die vorhandenen Innovationspotenziale endlich zu nutzen? Oder verharren wir weiter auf Platz 12, während andere Länder an uns vorbeiziehen? Die Antwort liegt in der Geschwindigkeit der Umsetzung – und im Mut, systematisch neue Wege zu gehen.
Quellen:
- https://www.zew.de/presse/pressearchiv/innovationsausgaben-in-deutschland-erreichen-rekordhoehe
- https://bdi.eu/artikel/news/innovationsindikator-2025-deutschland-tritt-auf-der-stelle-wettbewerber-ueberholen
- https://www.bundesregierung.de/breg-de/bundesregierung/bundeskabinett/dorothee-baer-2342724
- https://www.bmftr.bund.de/SharedDocs/Kurzmeldungen/DE/2025/05/amtseinfuehrung_baer.html
- https://bigger-box.de
- https://bigger-box.de/innovation-mit-k-i/
- https://csw.agency/ki-in-deutschen-unternehmen-2025/
- https://www.hypeinnovation.de/blog/top-6-trends-innovationsmanagement-2025-0
- https://www.imk-boeckler.de/de/pressemitteilungen-15992-imk-prognostiziert-wirtschaftswachstum-fuer-2026-67957.htm
- https://www.ifo.de/pressemitteilung/2025-12-11/ifo-institut-sieht-wachstum-2026
- https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2025/kw20-de-forschung-1064996
- https://de.wikipedia.org/wiki/Dorothee_B%C3%A4r
- https://www.forschung-und-lehre.de/politik/union-praesentiert-ministerinnen-fuer-forschung-und-bildung-7047
- https://www.zew.de/publikationen/2024-1
- https://de.wikipedia.org/wiki/Bundesministerium_f%C3%BCr_Forschung,_Technologie_und_Raumfahrt
- https://www.zew.de/publikationen/zew-gutachten-und-forschungsberichte/forschungsberichte/innovationen/innovationserhebung

Schreibe einen Kommentar